KONRAD LOSCH (1927-2019)
An der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg promoviert, brillant im Umgang mit Menschen, neugierig auf deren Zukunft, ein Philanthrop, ein Visionär. Er kennt sowohl die einfachen Verhältnisse als auch die Welt der Reichen und Mondänen. Sein Vater ist, wie der Großvater, Pfarrer. Die Mutter stammt aus einer renommierten Hoteliersfamilie. Der junge Philosoph schöpft aus dem reichen Erbe seiner Ahnen. Seines Großonkels, ebenfalls Dr. phil. der es als Nationalökonom bis zum Präsidenten des württembergischen statistischen Landesamtes bringt. Dem Bruder seiner Mutter, der an der Würzburger Uni Kunstgeschichte lehrt, und in dessen Haus er während seiner Studienzeit Logis und Inspiration gleichermaßen findet. Die Kunst wird ein elementarer Bestandteil seines Lebens werden. Losch gelingt es, die Tradition zu wahren und eine Brücke zur Gegenwart und den Herausforderungen der Zivilisation zu schlagen.
Sein Leitmotiv: Der „Prozess Mensch.“ Von Laotse bis Sloterdijk reicht das Tableaux vivant seiner Forschung. Thales, Aristoteles, Maimonides nicht zu vergessen sowie Bloch, Balzac, Beuys, Darwin, Epikur, Einstein, Goya, Galilei, Hegel, Hawking, Hessel, Huxley, Henckel-Donnersmarck, Houellebecq, Kant, Lorenz, Nietzsche, Platon, Popper, Precht, Rousseau, Schiller, Schopenhauer, Schwitters, Spengler, Sartre, Wilson und von Weizsäcker.
Fragen, die in seiner Dissertation zur physiognomischen Bestimmung der Vitalität offen geblieben waren, führen Mitte der 1990er-Jahre zu seinem Buch Entwurf der Zukunft – Wissen und Vision (Radius Verlag). Der Vitalität ist er danach weiter auf der Spur, in seinem Band mit Kurzgeschichten mit dem Titel Das Grillenfest (BoD Verlag). Visualisieren wird er sie ebenfalls noch (www.lulu.com, Prozess Mensch): In Gemälden, Objekten und Installationen, auf die er sich in seinen letzten 20 Lebensjahren vollends konzentriert. Bis zum letzten Tag widmet Losch sich in der Leutersberger Abgeschiedenheit akribisch seinem schöpferischen Werk. Doch Losch lebt nicht in einem Elfenbeinturm, bleibt zeitlebens ein Menschenfreund, bewahrt sich einen feinen Humor und eine hintergründige Ironie, und häuft en passant mit Fleiß und Fortune ein stattliches Vermögen an. Kurz vor seinem Tod im August 2019 spricht er noch von einer „rasenden Lust am Experiment.“ Nur an die Öffentlichkeit ist er damit nie gegangen. Dafür hinterließ er sein Werk der Nachwelt in seinem Haus in Leutersberg. Postum stiftete Losch eine Auszeichnung, die der Kunstverein Schallstadt aufgrund seiner testamentarischen Zuwendung ausgelobt hat – den Schallstädter Kunstpreis – der im Zweijahresturnus vergeben wird.
(Autor: Emel Saintclaer)